Wie ensteht Adipositas?

Adipositas und krankhafte Adipositas können verschiedene Ursachen haben. In den nachfolgenden Abschnitten werden fünf Hauptursachen beschrieben:

 

1.Positive Energiebilanz

Ihr Körper braucht Energie, um richtig funktionieren zu können. Er holt sich diese Energie aus der Nahrung. Wenn die aufgenommene Energiemenge der benötigten Energiemenge entspricht, bleibt das Gewicht konstant. Wenn aber mehr Energie aufgenommen wird, als tatsächlich verbraucht wird, bleibt Energie übrig; es liegt also eine positive Energiebilanz vor. Dieser Überschuss lagert sich als Fettgewebe ab, das als Reserve für "spätere Notzeiten" angelegt wird. Wenn diese Fettreserven nicht angegriffen werden, nimmt das Körpergewicht zu. Die Nahrungsmenge, die ein Mensch benötigt, ist individuell sehr verschieden. Es gibt Menschen, die die zugeführte Energie schneller verbrennen als andere.

 

2. Vererbung

Bei manchen Menschen mit schwerer Adipositas spielen anscheinend auch erbliche Faktoren eine Rolle. Die 1990 von dem kanadischen Wissenschaftler Professor Bouchard durchgeführte Studie ist weiten Kreisen bekannt. Er ließ 12 eineiige Zwillingspaare drei Wochen lang jeden Tag 1000 kcal zusätzlich aufnehmen.

Alle nahmen zu, aber es gab zwischen den verschiedenen Zwillingspaaren enorme Unterschiede, während die Zwillinge untereinander ein identisches Verhalten zeigten. Es gibt zahlreiche Forschungen, die sich mit den genetischen Faktoren befassen, die bei der schweren Adipositas eine Rolle spielen könnten. Die Forscher waren begeistert, als 1994 das für Adipositas verantwortliche Gen bei Mäusen entdeckt wurde. Dieses Gen bildet das Protein Leptin, das zum Sättigungsgefühl beiträgt. Es wurde gezeigt, dass Mäuse mit einem defekten Gen enorme Futtermengen verzehren. Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer, denn beim Menschen sind die Verhältnisse anders. Bei stark adipösen Menschen scheinen keinerlei Anomalien dieses spezifischen Gens vorzuliegen, was bedeutet, dass schwere Adipositas nicht durch ein einzelnes defektes Gen erklärt werden kann. Doch diese Forschungen haben zu neuen Einsichten in eine Vielzahl von Mechanismen geführt, die bei Adipösen wesentlich weniger effektiv funktionieren, beispielsweise Fettverbrennung, Stoffwechsel und Hunger-und Sättigungsgefühl.

 

3. Stoffwechselstörungen

Stoffwechselstörungen, wie sie beispielsweise durch eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht werden, können ebenfalls zu Adipositas oder krankhafter Adipositas führen.

 

4. Soziale Gewohnheiten

Der zunehmende Wohlstand ist einer der wichtigsten Faktoren für Übergewicht. Er hat einen wesentlichen Einfluss auf unsere Essgewohnheiten. Eine unausgewogene Ernährung, fettreiche Fast-food-Snacks zwischen den Mahlzeiten, zu große und zu üppige Portionen sowie Erfrischungsgetränke können alle einen negativen Einfluss auf unseren Energiehaushalt ausüben. Darüber hinaus tendieren die meisten Menschen dazu, sich zu wenig zu bewegen.

 

5. Psychologische Faktoren

Die Essgewohnheiten vieler Menschen werden auch durch das Umfeld beeinflusst. Man lässt sich durch Geruch und Farbe anregen, mehr zu essen, oder man wird von anderen dazu animiert: "Jetzt sei doch kein Spielverderber, nimm doch ein Stück Kuchen!". Außerdem kann (übermäßiges) Essen nach einer negativen Erfahrung oder in Zeiten der Trauer oder des Stresses vorübergehend Trost spenden. Die Essorgie nach einer fehlgeschlagenen Diät ist ein allzu bekanntes Phänomen, das einen Übergewichtigen resignieren lässt – "es klappt doch sowieso nie" – und ihn schnell in einen wahren Teufelskreis hineinziehen kann.